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Whiskymesse München - letzter Teil

Vor vielen Jahren hat uns ein Lieferant einmal ein paar Rumflaschen kostenfrei zugesandt. Einer davon war ein 16-jähriger Demerara Rum. Wir haben die Flasche geöffnet und er schmeckte mir überhaupt nicht.


Ungenießbar. Obwohl der Rum schon damals richtig teuer war, gab es in der Flasche eine Geschmackskomponente, die in mir tiefste Abneigung auslöste. Die Flasche haben wir dann an 'Bedürftige' in der Verwandtschaft zum Mixen 'entsorgt'.


Ein weiteres Mal habe ich dann in Asien einen Rum probiert, nachdem ich eine dortige Rumbrennerei besichtigt hatte. Ich freute mich dabei, dass der Rum gebrannt ist, da die hygienischen Verhältnisse dort nicht dem entsprachen, was man vom Whisky so aus Schottland, Irland und USA gewohnt ist. Ob des hohen Alkoholgehaltes sollten sich Bakterien im RUm (wie allen Spirituosen) nicht halten. Im dortigen Hotel probierte ich den Rum und ich fand ihn ganz ok. Die nach Hause mitgenommene 0,7 Literflasche war wieder unmöglich. Erneut diese Komponente, die ich nicht abkann. Auch was ich bei dem einen oder anderen Whiskystand auf allen möglichen Messen bisher an Rum verrochen hatte, kam in keinster Weise an das ran, was mir immer verbal vorgeschwärmt wurde.


Mr Bourbon, mit dem ich darüber einmal in Frankfurt sprach sagte mir, ich solle einmal den Zacapa Rum probieren. Der sei ganz anders.


Nun, dieses Mal hatte ich auf der Messe Zeit und verlangte an der dortigen Bar einen Zacapa Rum. Und wie es der Zufall so wollte, fragte ich gerade Michael Meinke von der Triobar in Berlin. Er führte mich zum Stand des Importeurs und gab mir dort eine Einführung in die drei Zacapa Rums, die angeboten wurden.


Um es gleich zu sagen: Diese Rums sind wirklich etwas anderes. Ihnen fehlt diese fiese Geschmacksnote und sie erinnern mich an richtig alte Madeira-Weine (30+ Jahre), die ich vor Jahren auf Madeira selbst im Labor der Bodega probieren durfte. Sehr dunkel, sehr weich, sehr aromatisch. Vom Solera 15 über den Solera 23 bis hin zum XO. Am besten hat mir der Solera 23 geschmeckt.


Anschließend sind wir noch ein wenig ins diskutieren gekommen. Im Ausland steht auf diesen Rums statt Solera 23 tatsächlich 23 Anos (Jahre) drauf. Das stimmt aber nicht wirklich. Deshalb steht, seit der Rum mit Diageo im deutschen Vertrieb ist, die Jahrezahl nicht mehr auf den Flaschen für Deutschland drauf. Sondern nur noch diese ominöse Solera 23, was mir sofort - im Zusammenspiel mit der dunklen Farbe - sofort 23 Jahre Alter suggerierte. Leider ist das alles nur schöner Schein. Weder ist die Farbe echt, noch ist es das Alter. Im Soleraverfahren werden 6-jährige Rums, die in amerikanischer Weißeiche lagerten, mit älteren Rums (bis 23 Jahre alt) vermählt. Wenn man diese tief dunkelbraunen und fast schwarzen Rums also mit Bourbons vergleicht, dann weiß man, wie da nachgeholfen wurde. Auch auf dem XO steht im Ausland noch 25 Jahre drauf.


Abseits vom wirklich ausgezeichneten Geschmack verbleibt bei mir genau das selbe mulmige Gefühl, das mich bei den verschiedenen Cognac-Cuvees beschleicht. Von dem (für mich) fiesen Weinbrand-/Brandygeschmack ganz zu schweigen.


Ein hoch auf den Importeuer, der das Anos vom Laben herunter genommen hat. Besser aber noch wäre es gewesen, wenn man die Zahl - wie beim XO - auch bei den beiden anderen Flaschen gleich mit entfernt hätte. Zwischen 50 und 100 Euro für vorwiegend eingemischte 6 Jahre alte Rums auszugeben hat schon was von einer besonderen Wertschöpfung, die mein Bild der lateinamerikanischen Länder nicht gerade verbessert.


Aber vermutlich wird das ja in Zukunft einmal besser. Der Anfang ist gemacht. Auch Cognac hat sich dem Markt gebeugt und sein verschlüsseltes Alterssystem eingeführt. Und auch den Johnnie Walker Blue bewarb man früher mit 'bis zu 60 Jahre alten Malt Whiskys'.