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Kampf um Johnnie Walker - Kommentar

Am 2.7.2009 habe ich über die Schließung der Johnnie Walker Fabrik in Kilmarnock hier berichtet.


Die Jobs von 900 Mitarbeitern sollen in den kommenden Jahren in diesem 3500 Seelen-Nest südlich von Glasgow verloren gehen. 400 neue Arbeitsplätze sollen über Hundert Kilometer entfernt entstehen. Netto stehen damit 500 Arbeitsplätze auf der Kippe. Natürlich sind jetzt alle aufgebracht. Beginnend bei den Angestellten, den Gewerkschaften und den Parlamentsabgeordneten im schottischen Edinburgh und fernen London.


Angeblich baut sich gerade eine Welle des Protests in Schottland auf. Man spricht über die Zerstörung schottischen Kulturguts und der Gefährdung der gesamten, schottischen Whiskyindustrie. Wer dem Englischen mächtig ist, der kann diesen Online-Artikel des The Scotsman nachlesen. Es gibt noch einen weiteren Artikel hier.


Es geht in dem Streit darum, dass Diageo aller Voraussicht nach einen Teil der Flaschenabfüllung automatisiert und einen anderen Teil in die großen Zielländer des Exports (China, Indien, usw.) mutmaßlich verbringen will.


Ist das gerecht? Darf sich Schottland darüber aufregen?


Auf den ersten Blick schon, denn ein Unternehmen mit Milliardengewinnen sollte dem Heimatland so verpflichtet sein, dass seine Bürger gut von dem Job, den sie für das Exportprodukt machen, leben können.


Doch ganz so einfach sieht die Sache bei Licht nicht aus. Johnnie Walker ist nur mehr ein Produkt unter vielen, die sich über die vergangenen Jahrzehnte unter dem gemeinsamen Dach von Diageo angesammelt haben. Zwar stammen immer noch einige große Marken wie Johnnie Walker und J&B aus Schottland. Doch hier von Milliardengewinnwn reden zu wollen wird der Sache nicht gerecht. Diageo hat dermaßen diversifiziert, dass nur mehr Millionen des jährlichen Gewinns aus dem Whiskygeschäft stammen werden.


Als zweites dürfen wir nach der globalen Fairness fragen. Wenn sich für 90 Prozent des Johnnie Walker-Absatzes Menschen auf allen Kontinenten des Globus in Schweiß arbeiten, haben sie dann nicht auch Anspruch auf einen Teil des Kuchens, sprich der anfallenden Arbeitslöhne? Woher nehmen sich die Schotten das moralische Recht alle Jobs in ihrem Land behalten zu wollen? Wäre es ihnen lieber, wenn wir 'Ausländer' uns unseren eigenen Whisky brennen würden?


Doch auch der Rest Großbritanniens darf sich fragen lassen, ob sie in der Vergangenheit mit ihrem Megasteuerzahler Diageo richtig umgegangen sind. Da die Exekutive nicht in der Lage war den Alkoholschmuggel nachhaltig zu unterbinden, verdonnerte man Diageo (und die anderen Hersteller) zur Einführung einer sehr umstrittenen Steuermarke auf den Flaschen. Während andere Länder in Europa und auf der Welt die Alkoholsteuer senken und die bürokratischen Steuerbanderolen und -marken abschaffen, 'würgt' man Diageo jede Menge zusätzliche Kosten rein. Und das ist noch nicht alles. Man erhöhte in UK mehrfach - zuletzt erst aktuell - die Alkoholsteuern auf Spirituosen. Das ist das gute Recht der Legislative. Man will ja schließlich damit geringeren Alkoholkonsum erreichen - so sagte man wenigstens. Doch wenn der Alkoholkonsum in UK zurück geht und Diageo nun ins Ausland mehr exportieren muss, dann stellt sich erneut die moralische Frage. Warum sollen die Ausländer sich mehr gesundheitlich schaden und dafür auch noch Geld für Flaschenabfüllungen nach UK abführen? Das ist moralisch nicht ok und heftet der Steuererhöhung den Geruch von Geldschneiderei an.


Auch die EU hat ihren Anteil an der Behinderung des Geschäfts. Obwohl es seit Jahrzehnten keinen Großbrand mehr in Schottlands Brennereien gab, machte man sämtliche Whiskydestillen zu Chemiewerken und legte extreme Brandschutzvorschriften auf den Betreiber um.


Wer soll es da Diageo verdenken, nun seinerseits ob dieser massiv angestiegenen legislativen Kostenflut an anderer Stelle Kosten einzusparen? Keine Regierung dieser Welt kann so vermessen sein und glauben, dass das ständige Herumhacken auf seinen steuerzahlenden Unternehmen nicht irgendwann einmal zu echten Konsequenzen führt. Der Krug geht nur so lange zum Brunnen bis er bricht.


Aber auch die Kommune Kilmarnock hat zwei Schwarze Peter auf der Hand. Warum hat man sich auf eine solche Monokultur mit einem übergroßen Arbeitgeber eingelassen? Zogen die Gewerbesteuer- und Lohnsteuereinnahmen dermaßen? Natürlich darf man diesen Geldregen nicht ablehnen. Doch anstatt ihn mir-nichts-dir-nichts im Konsum für die Bürger auszuschütten hätte man mit diesem Geld in die Zukunft der Gemeinde investieren müssen und für eine gewisse Diversifikation mit noch mehr Unternehmen und Arbeitsplätzen sorgen müssen. Die Gefahr beim Wetten auf ein einziges Pferd sollte den spielgewohnten Britten von Anfang an bewusst gewesen sein. Wenn ein Großkonzern bei schlechtem Wirtschaftswetter Husten bekommt, dann bedeutet das für eine so aufgestellte Gemeinde schon eine ausgewachsene Grippe.


Am Ende muss man den Schotten mit ihrem Protest dennoch recht geben. Immerhin protestieren sie großflächig um den Verlust von 'nur' 500 Arbeitsplätzen.


Bei uns in Deutschland zuckt da ein Abgeordneter noch nicht einmal mit den Schultern. Erst wenn es um Tausende wie bei Quelle/Karstadt geht, dann wird der Protest bei uns in der Öffentlichkeit hörbar.


Die einzige vernünftige Lösung für das Problem wäre ein Gegenangebot des Staates an Diageo. Und damit meine ich keine Subventionen und keine Fördergelder. Nein die einfache Frage: "Was können wir tun, um ihnen das Arbeit in unserem Land zu erleichtern?" gefolgt vom schnellen streichen behindernder Gesetze wäre die richtige Lösung. Auch wenn uns die Politiker immer als weltfern in ihrem Elfenbeinturm vorkommen - ihr mitunter negativer Einfluss auf das tägliche Leben der wirtschaftlich tätigen Unternehmen ist nicht vernachlässigbar sondern tatsächlich vorhanden.


Jeder Politiker - auch bei uns - sollte wissen, an wessen Tisch er sitzt und dessen Lied singen. Wir sitzen alle im selben Boot.

Chrome OS

Google hat ein neues Betriebssystem vorgestellt. Es trägt den Namen Chrome OS und ist damit nicht nur von der Bezeichnung dicht an dem Browser von Google dran. Diesen Browser haben ich ja schon vor einem Weilchen hier vorgestellt. Der Vorteil dieses Browsers war bei der damaligen Vorstellung die enorme Geschwindigkeit und die Aufteilung der einzelnen Tabs auf einzelne Prozesse. Ich habe diesen Browser in der Zwischenzeit richtig lieb gewonnen. Ein paar Dinge gehen halt nicht. Aber das sind wir von den Browsern anderer Hersteller ebenfalls gewöhnt.


In der Zwischenzeit habe ich auch den Microsoft Internet Explorer 8 installiert und muss sagen: Microsoft hat deutlich aufgeholt. Auf anderen Arbeitsplätzen haben wir natürlich Firefox und andere mehr.


Warum hole ich so gewaltig aus, wenn es um ein neues Betriebssystem geht? Ich hatte es schon bei meinem Beitrag über mein neues Handy mit Internetzugriff (nein, ich habe noch keine Entscheidung getroffen) als Fazit gezogen: Es geht auch bei den Handys in Zukunft nur noch um das Betriebssystem. Bei den Funktionen und den Bildschirmen nähert man sich in rasender Geschwindigkeit einander an. Und bei den Betriebssystemen kämpfen eine Handvoll Große um die Vorherrschaft (Symbian, Windows Mobile, Apple OS, Google Android und Palm).


Auf den Netbooks und auf den Mobiltelefonen hat Google ja bereits das Android-Betriebssystem am Laufen und ist damit in diesen Markt eingestiegen. Doch Android ist anscheinend zu knapp für einen ausgewachsenen Desktop PC. Da muss mehr her.


Und genau hierfür schafft Google nun das Betriebssystem Chrome OS. Und wer hätte es anders gedacht? Es soll frei werden und natürlich auf Linux basieren. Zudem mehren sich die Anzeichen, dass es vergleichsweise kompakt und in Flashspeichern auf dem Motherboard eines PCs gespeichert werden kann. Wenn ich mich nicht irre, dann hatten wir das bereits in diesem Beitrag mit dem Splashtop Betriebssystem.


Da dieses ganze Betriebssystem frei sein wird, ist dies der maximale Angriff auf die größte Einkommensquelle von Microsoft. Nach dem Flop von Windows Vista ruhen nun alle Hoffnungen von Microsoft auf Windows 7, das rechtzeitig vor Weihnachten in den Regalen stehen soll. Und lt. einer aktuellen Meldung von Microsoft wollen 80% der Business-User binnen 36 Monaten von Windows XP auf Windows 7 umsteigen. Sechsunddreißig Monate? Das taugt aus meiner Sicht nicht mehr als eine saloppe Absichtserklärung.


Wie stellt sich Google die Zukunft vor? Aus meiner Sicht sehen sie das Betriebssystem nur als einfachen Träger eines Browsers, der sämtliche Funktionen im Internet ausführt. Und wer Google kennt, der schätzt auch die webbasierten, kostenfreien Officeanwendungen. Das ist nun schon das zweite Feld, auf dem Microsoft seine Milliarden verdient.


Da ist es kein Wunder, dass auch Microsoft massiv ins Netz (Stichwort Cloud Computing, Windows Azure) ins Internet drängt und seinen neuen Windows Azure Dienst (Development und Office ) - allerdings kostenpflichtig - anpreist.


Es ist wie im wahren Leben. Nach Zeiten der evolutionären Konsolidierung mit Einschränkung der Artenvielfalt gibt es wieder einen breiten Schub an Neuerungen mit wirklich vielen, frischen Optionen. Ob wir User uns auf einen der neuen angebotenen Pfade bewegen werden und diese so zu großen Straßen werden?


Lassen wir uns überraschen. Noch hat Microsoft bei uns im The Whisky Store ein Heimspiel und auch die Chancen stehen nicht schlecht, dass auf meinem neuen Mobiltelefon Windows Mobile 7 laufen wird.