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Der "Echte Mölltaler"

Im Winter 2008 erhielt ich Besuch von einem netten Herren aus Österreich, der uns einen Whisky zum Vertrieb anbot. Eine wunderbare mit dem Laser gravierte Flasche hatte er auch schon dabei. Allerdings noch leer. Und der Verkaufspreis icon_question.gif Schlappe 500 Euro.


Wie bitte icon_question.gif 500 Euro für eine Flasche jungen Whiskys des Jahrgangs 2009, wie es sich auf dem Papier so schön ließt? Es sollte also etwas besonderes hinter dieser Flasche stecken, was es zu ergründen galt.


Der Brand wird klassisch aus Gerstenmalz im Feinbrandverfahren hergestellt. Und dann kam's. Der Whisky reift in einem Fass, dessen Holz für mehrere Hundert Jahre die Wände einer Bauernstube vertäfelt hatte. Diese Stube wurde nun umgebaut und das Holz für ein Fass zurechtgesägt. Und das ist noch nicht alles. Zum Reifen wird der Rohbrand in einem 500 Jahre alten Steinkeller in der Bergwand des Mölltals in Kärnten gelagert.


Er gab mir auch eine Probe des Holzes und zweier des bislang gereiften Whiskys zur Verkostung. Und bei dem Geruch des Holzes wurde mir auf einmal klar, was Zirm bedeutet: Zirm ist die österreichische Bezeichnung für die Zirbelkiefer (Pinus cembra), die auch Arve oder Zirbe genannt wird. Und da diese Zirbel eine Piniengattung und keine Eiche ist, darf sich der Gerstenschnaps auch nicht Whisky nennen. Denn dazu müsste er in Eichenholz reifen.


Der gewichtigste Unterschied zwischen Eichenholz und Pinienholz ist das enthaltene Harz. Während Whisky durch die Poren der Eiche atmen kann, ist das Kiefernholz durch das enthaltene Harz für die Luft völlig undurchlässig. Keine Atmung - keine Reifung.


Somit war mir ab diesem Zeitpunkt klar, dass wir diesen Gerstenschnaps nicht in unser Programm würden aufnehmen können. Wenn wir schon Nicht-Whiskys aufnehmen, dann müssen sie doch im weitesten Sinne etwas mit Whisky zu tun haben (z.B. Bruichladdich X4 oder Kilchoman New Spirit oder Irish Poiteen). Ein reiner Gerstenschnaps passt leider nicht zu unserem Konzept.


Dies musste ich leider den netten Herren wissen lassen und trotzdem schenkte er mir noch eine Reihe an Pralinen, die ganz wundervoll schmeckten.


Und die Proben des Zirmschnapses? Sie standen für eine Zeit lang neben meinem Arbeitsplatz zusammen mit dem kleinen Stückchen alten, aber frisch geschnittenen Zirmholzes. Der Harzgeruch dieses Holzes überdeckte im Büro für ein paar Wochen so ziemlich alles.


Die eine Probe enthielt den Schnaps, der für zwei Jahre in Eichenfässern gereift war. Ein typischer, junger Whisky, der schon deutliche Farbe und Eichenaroma angenommen hatte. Die Fruchtkomponente ist entsprechend der verwendeten Eau-de-Vie-Brennblase recht kräftig und über allem schwebt eine Vanillenote.


Den Zirmschnaps dagegen umgibt ein kräftiges Harzaroma, das mich an die eine oder andere Esterkomponente in so manchem Bourbon erinnert. Dieser Geruch ist so stark, dass man eher an ein frisch gebohrtes Kiefernholz von IKEA mit frischer Politur denkt, denn an einen Whisky.


Trotz allem ein schönes Experiment, das ich nicht missen möchte.


Auf dieser Webseite soll es demnächst etwas dazu geben.

www.zirmschnaps.com